CDU Stadtverband Neuruppin
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Golde gewinnt Stichwahl bringt die Entscheidung: 60 Prozent der Neuruppiner wollen ihren Bürgermeister behalten

Steineke kritisiert Wahlkampf des Herausforderers

NEURUPPIN - Viele wollen ihm schon zum Sieg gratulieren gestern Abend im Saal des Neuruppiner Rathauses. Jens-Peter Golde aber läuft wie ein Tiger auf und ab. Noch traut er den Zahlen nicht, die seit 18 Uhr Schlag auf Schlag auf der großen Leinwand über seinem angestammten Platz erscheinen. Es geht auf und ab; vor allem in den Ortsteilen schwanken die Ergebnisse stark. Die Wahlbeteiligung – diesmal mehr noch als im ersten Durchgang das mögliche Zünglein an der Waage – liegt in vielen Lokalen deutlich unter der magischen 30-Prozent-Marke. Golde verschwindet in seinem Büro.

Erst als schließlich auch das Briefwahllokal sein Zählergebnis freigibt und Golde mit 60,4 Prozent unerwartet deutlich vorn liegt, lässt er sich feiern. Er nimmt Glückwünsche und Blumen entgegen – so richtig freuen kann er sich nicht.

In den Knochen stecken dem Wahlgewinner vor allem die jüngsten Tage. Ein Flugblatt in 15 000er-Auflage, in dem sein Herausforderer Ronny Kretschmer (Die Linke) ihm vorwirft, nichts erreicht zu haben und die Neuruppiner zu verhöhnen, hat Golde tief getroffen. Vor allem, weil sein Vorgänger Otto Theel (Die Linke) an Kretschmers Schluss-Offensive maßgeblich beteiligt war. In Goldes ersten Sätzen brechen sich Wut und Ärger Bahn. „Das macht mich menschlich so fertig“, sagt er. „Acht Jahre lang habe ich hier seinen Dreck weggeräumt, und dann das. Er ist ein böser, verbitterter alter Mann.“

Kretschmers Flugblatt war Thema Nummer eins in der Wartezeit bis zum Ergebnis. „Eine Schmutzkampagne“, sagt der Neuruppiner CDU-Bundestagskandidat Sebastian Steinecke. Er habe mit vielen Wählern gesprochen, und viele hätten seinen Eindruck bestätigt: „Das war tief unter der Gürtellinie. Und viele Sachen, die Kretschmer da behauptet hat, sind einfach nur abenteuerlich und falsch.“ Dieter Groß (Die Linke), hat zwar beim Verteilen des Flugblattes geholfen – die Aufregung darüber kann er aber nicht verstehen. Er sagt, er wisse gar nicht so genau, was drin steht.

Ronny Kretschmer selbst trifft kurz nach dem Briefwahlergebnis im Ratssaal ein. Müde sieht er aus, setzt aber ein Lächeln auf. Er gratuliert dem Gewinner höflich; Herzlichkeit kommt dabei nicht auf. Goldes Miene ist wie versteinert.

Kretschmer verteidigt den umstrittenen Flyer. Er habe bewusst polarisiert, das Ziel sei gewesen, die Neuruppiner überhaupt zum Wählen zu bewegen. In dem Flugblatt stehe nur das, was die Linke vor Jahren auch im Zusammenhang mit der Stadtwerke-Affäre als Kritik an Golde habe „verlautbaren lassen“. Vor allem habe die Linke mit der Aktion verhindern wollen, dass letztlich die Stadtverordneten den Bürgermeister bestimmen. Das wäre passiert, wenn weniger als 15 Prozent der Wahlberechtigten für den Sieger gestimmt hätten. Nach dem Gesetz ist er in diesem Fall zu wenig akzeptiert in der Bevölkerung.

Vor allem im Internet hatte der Wahlkampf am Wochenende noch einmal Wellen geschlagen. Der SPD-Stadtverordnete Peter Misch hatte dort etwa dazu aufgerufen, den Stimmzettel ungültig zu machen. Neuruppin brauche keinen Wechsel, sondern einen Neuanfang, so Misch. Auch über Kretschmers Flyer wurde im Netz gestritten.

Kay Noeske-Heisinger, der als parteiloser Bürgermeister-Kandidat im ersten Wahlgang am 13. Januar gegen Golde und Kretschmer angetreten war, begrüßte das gestrige Ergebnis. Es zeige, „dass fachliche Eignung und soziale Kompetenz in Neuruppin doch noch eine Rolle spielen“. Noeske-Heisinger war angetreten, um Kretschmer zu verhindern. Dazu steht er nach wie vor. Christiane Doll, die vor zwei Wochen für die SPD im Rennen um den Posten des Stadtoberhauptes war, ließ sich gestern Abend nicht im Rathaus sehen.

Pro Ruppin, FDP und CDU feierten Goldes Sieg am Abend gemeinsam im Alten Kasino. In einer ersten Rede bedankte sich der Bürgermeister für die Unterstützung. „Das Ergebnis gibt mir den nötigen Rückenwind für einige unorthodoxe Entscheidungen, die ich in den nächsten Wochen fällen werde.“